Moskau 2007 |
Freitag, 21. September 2007
Was ich sonst noch so zu sagen hab, aber nirgends reingepasst hat bis jetzt...
behere, 19:37h
So, hier hab ich mal einen kleinen Sammelbeitrag zu ein paar Sachen, was hier sonst noch so alles abgeht.
Erstmal wollte ich ein kleines Bild von meinem Klassenraum nachliefern, weil ich das ja schon bemängelt hatte, dass ich das noch nicht gemacht hab. Also so sieht’s da aus, wo ich lerne: ![]() Und noch ein Bild will ich euch auch nicht vorenthalten. Britta hat mal wieder ihren Look verändert. Jetzt sieht mein Schatz so aus: ![]() Dann hab ich in den letzten Tagen dann doch bemerkt, dass Aboretum echt recht hat mit seinen Aussagen zu den Sekretärinnen. Es hängt oft wirklich an ihnen, wie schnell oder wie langsam hier Sachen bearbeitet werden. Als ich letzte Woche geschrieben hatte war ich an ein besonders genervtes und unausgeglichenes Exemplar geraten. Die gute Frau hatte keine Lust und das hat man ja auch gemerkt. Vorgestern hab ich dann aber Glück gehabt. Ich war wieder mal in der ORISA, wieder genau die gleichen Fragen und Probleme, aber diesmal eine andere sehr engagierte Frau. Das war echt gleich total was anderes. Sie hatte Lust mir zu helfen und ich hab nicht nur den Zettel bekommen, für den die andere eine Woche gebraucht hat, sondern auch noch mal den gleichen Zettel in Englisch, was sie allerdings nicht in einer Woche, sondern in einer Stunde geschafft hat. Es spielt also wirklich eine Rolle, was die Sekretärin grade für eine Laune hat oder ob sie sich zuständig fühlt oder nicht. Dann hat die gute Frau mal noch für ein bisschen Wirbel in dem Büro gesorgt. Denn ich brauchte ja noch einen Prikas für meinen Studentenausweis. Da hat sie dann eine andere Sekretärin gescheucht, die auch auf Russisch gesagt hat, dass sie das nicht bearbeitet hat, weil sie sich nicht zuständig gefühlt hat und dafür ja schließlich nicht bezahlt wird. Also so läuft das hier wohl. Menschen bekommen Arbeit, für die sie sich nicht gut genug bezahlt fühlen und anstelle es weiterzugeben lassen sie sie liegen. Na ja, jedenfalls hat die Sekretärin ihr dann klar gemacht, das sie sich sehr wohl drum zu kümmern hat und das hat sie dann auch gleich gemacht. Das Ende vom Lied und etwa einer Dreiviertelstunde Warten war dann, dass ich einen Zettel in der Hand hatte, den ich noch vom Dekan meiner Fakultät und dem Leiter meines Spezialgebiets gegenzeichnen lassen musste. So sieht das aus: ![]() Das ist ja nun kein Problem mehr. Vor allem, weil wenigstens der 2.genannte mir schon bekannt ist und mir gern hilft. Also bin ich dann gestern in seinem Büro gewesen, weil ich eh da in das Roboterzentrum muss. Hier war er aber genau an dem Tag schon nicht mehr. Aber war nicht schlimm, denn ich hab erfahren, dass es heute eine Besprechung mit dem Dekan geben sollte. Noch besser, alle an einer Stelle. Was kann es besseres geben. Also bin ich da heute zu besagter Zeit aufgekreuzt hab meine Unterschriften kassiert und bin wieder in die ORISA. Hier weiß ich zwar nicht ob das Dokument für die nötig war, aber der Prikas ist fertig!!! Mit anderen Worten nächste Woche hab ich meinen Studentenausweis!! Warum nicht gleich fragt man sich da nur. Nur so noch eine Anekdote von Elodie: Ihr Dekan war nicht ganz so erfreut, als sie ihm was zur Unterschrift vorgelegt hat, wie meiner. Sie macht hier nämlich ein Doppeldiplom und der Dekan hat an der Stelle gemerkt, dass sie da dann ja auch ein Russisches Diplom bekommen wird und das geht ja in seinen Augen nun ganz und gar nicht, dass da einfach wer daher kommt, der nicht genauso alle russischen Kurse gehört hat und dann so ein Diplom erhält. Also wollte er erst nicht unterschreiben. Na ja, diese Probleme sind mir ja erspart geblieben. Gott sorgt hier gut für mich und viele "Zufälle" reihen sich heir einfach aneinander. Is echt schon lustig zu sehen. So heut Abend ist noch im Wohnheim ne kleine Disko, da werd ich jetzt in den nächsten Stunden mal vorbei schauen. Also bis peter... ... comment
arboretum,
Freitag, 21. September 2007, 21:19
Menschen bekommen Arbeit, für die sie sich nicht gut genug bezahlt fühlen und anstelle es weiterzugeben lassen sie sie liegen.
Die fühlen sich wahrscheinlich nicht nur schlecht bezahlt, wahrscheinlich werden sie es auch tatsächlich. Denn ich schätze, die verdienen noch weniger, als eine deutsche Uni-Sekretärin. Wissen Sie eigentlich, wie viel die bekommt? Weniger als eine Aldi-Kassiererin, selbst wenn für den Sekretariatsjob Fremdsprachenkenntnisse vorgeschrieben sind (das bedeutet automatisch eine bessere Eingruppierung im BAT). Eine deutsche Uni-Sekretärin käme im teuren Moskau mit ihrem Gehalt auch nicht sehr weit. Hinzu kommt, dass die ein oder andere russische Sekretärin, mit der Sie es dort zu tun haben, im sowjetischen Sozialismus aufgewachsen ist. Das sollten Sie nicht vergessen. Dann ist es auch nicht so überraschend, wenn die sich auch noch so benimmt. Und es ist ja nicht so, dass man in deutschen Unis nicht auch manchmal den ein oder anderen "Dekanatsdrachen" mit sehr viel Charme becircen müsste, um etwas zu erreichen. Akademiker verdienten in der Sowjetunion übrigens ausgesprochen schlecht. 1990 arbeitete mein damaliger Freund als Physiker im "Sternenstädtchen" bei Moskau. Der verdiente 200 Rubel im Monat - weit weniger als ein Arbeiter. Sein Wohnheimzimmer teilte er sich mit einem Kollegen. Ein anderer Freund studierte E-Technik und bekam 65 Rubel Stipendium, der hatte auch dauernd Hunger. P.S. Wie kommen Sie denn darauf, dass ich ein Mann sei? Bin ich nämlich nicht. :-) ... link
behere,
Samstag, 22. September 2007, 01:03
...
Japp, also das Akademiker nicht gut bezahlt werden das war mir in Moskau schon bekannt. Also als ich beim Schüleraustausch das erste Mal hier war hab ich da von einer Lehrerin gehört, dass sie wohl neben der Schule noch 2 weitere Jobs hatte um überhaupt leben zu können. Aber trotz der Bezahlung sind die ja nicht nur da um rumzusitzen, meine Meinung, weil es immer noch genug, auch grade ältere Frauen in ähnlichen Positionen gibt. Hab da nicht nur die im Auslandsbüro getroffen, sondern auch Wachpersonal(sicher auch nicht die bestbezahlten Jobs), oder auch die Sekretärin vom Dekan. Also es ist nicht so, dass alle Sekretärinnen hier unfreundlich sind.
Nur scheinbar gibt’s grade da, wo es um Ausländer geht eine Menge der Art, die eigentlich gar nicht so gern mit Ausländern arbeitet. Was die Fremdsprachenkenntnisse für diesen Job angeht: Die Zweifel ich an! In dem Büro können von 8 Leuten grade mal 2 so weit Englisch, dass man mit ihnen reden kann, wobei eine der beiden auch nur wenig Englisch kann. Beim Rest ist das aussichtslos. Nicht das ich es ernsthaft versucht hätte, aber ich hab von den Damen gehört, dass sie es nicht könne und bei ein zwei Versuchen am Anfang wurde ich sofort abgeblockt und auf Russisch umgelenkt. Mit anderen Worten: Fremdsprachenniveau - Anfänger. Ich finde Bezahlung sollte nicht unbedingt eine Messlatte dafür sein, wie man sich in seinem Beruf benimmt. Was die deutschen "Vorzimmerlöwen" angeht denk ich da auch so. Die sind meist auch nicht viel besser, als die Russen. Ein Unterschied ist mir aber doch aufgefallen, dass sie nicht so viel Angst haben was zu entscheiden. Hier will keiner was entscheiden und hat scheinbar auch keiner Ahnung, wenn es mal nicht nach der Norm geht. Abgesehen davon, dass ich jetzt einen Prikas habe, hab ich in einem Büro jetzt 3 bis 4 Varianten gehört, was man tun muss um einen zu bekommen. Keiner weiß da was. Da hat man nach meinem Erleben in Deutschland weniger Probleme. Hier wird einfach versucht das Problem auf jemand anderes abzuschieben und Teamwork ist hier wirklich Toll Ein Anderer Macht’s, wobei Informationen nicht an entsprechende Stellen weitergegeben werden oder auch die Elektronik noch keinen Einzug gefunden hat. Man muss hier alles schriftlich machen und sei es nur um eine Bescheinigung, darüber zu bekommen, dass ich Student an der Uni bin, wobei das wozu ich das haben will in Deutschland egal ist, hier aber eine Rolle spielt, denn wenn denen der Grund nicht passt gibt’s nix. Lustig ist auch, dass die selbst dann noch den Namen von Organisationen falsch schreiben, wenn man sie ihnen aufschreibt, also auf offiziellen Dokumenten (in Deutschland undenkbar). Selbst wenn die im Sozialismus aufgewachsen sind ich glaub selbst da gab es eine Form von Höflichkeit(oder etwa nicht?) und das lässt bei einigen der Damen zu wünschen übrig und das schreib ich jetzt nicht weil das jetzt in Russland ist. Ich hätte es von Deutschen genauso erwartet. Und in Deutschland hätte ich glaub ich eher was gesagt, wenn die Sekretärin mich auf eine einfach Frage anfängt anzuschreien. Hier hab ich mir das mal verkniffen, aber scheint nicht der beste Weg zu sein, den der schreiende Ton herrscht in diesem Büro echt vor. Zum PS: Ich hab zwar Ihren Blog mal kurz gelesen, aber der war nicht ganz so aussagekräftig zu Ihrer Person. ;) ... link
arboretum,
Samstag, 22. September 2007, 02:04
Was die Fremdsprachenkenntnisse für diesen Job angeht: Die Zweifel ich an!
Ich meinte doch die Fremdsprachenkenntnisse der deutschen Uni-Sekretärinnen, die in den Ausschreibungen für BAT VI-Stellen gefordert sind (sonst gibt's nämlich nur BAT VII = noch weniger Geld). Ich denke, das lässt sich auch unschwer an meinen Kommentar erkennen - aber vielleicht haben Sie den auch nicht so genau gelesen. Und nein, die Sowjetgesellschaft zeichnete sich eben gerade nicht durch Höflichkeit aus. Dieses allgemeine Schmiermittel der Gesellschaft fehlte da meist. Man brachte es für seine Freunde und Bekannten auf, aber nicht unbedingt in der Öffentlichkeit für Fremde. Und haben Sie denn noch nie vom berühmt-berüchtigten Homo sovieticus gehört? Woher, glauben Sie, stammt wohl die Angst, irgendetwas zu entscheiden? Dass Sie nun nicht gerade ins absolute Dienstleistungsparadies gehen, müsste Ihnen doch schon vorher bewusst gewesen sein. Versetzen Sie sich doch mal in deren Lage: Sie - ein Student aus dem reichen Westen - wollen was von denen. Welchen Grund sollen die haben, zu ihnen besonders, ja überhaupt freundlich zu sein? Das meiste, was einem normalerweise hier als Grund einfällt, muss nicht zwangsläufig für die relevant sein. (Im Grunde ist es ähnlich wie auf einer deutschen Ausländerbehörde: Auch da gibt es diese armseligen Gestalten von Sachbearbeitern, die ihr kleines bisschen Macht auskosten.) Natürlich ist das für Sie extrem ärgerlich und nervenraubend. Ich fürchte nur, das bringt einen auf deren Ämtern auch nicht weiter. Und bei all dem vergessen Sie bitte nicht: Sie sind Deutscher. Damit haben Sie automatisch eine schwierige Geschichte mit im Gepäck, ob Sie wollen oder nicht. Rein zahlenmäßig dürfte jede russische Familie durch den deutschen Überfall auf die Sowjetunion und den Vernichtungskrieg im Osten Angehörige verloren haben. (Vielleicht kennen Sie schon einen dieser riesigen Kriegsfriedhöfe, wo sich ein Massengrab an das andere reiht. In Petersburg gibt es so einen.) Der Große Vaterländische Krieg spielte im öffentlichen Bewusstsein früher immer eine große Rolle. Trotz allem mögen die meisten Russen die Deutschen und sind sehr herzlich. Das haben Sie in dieser Kirchengemeinde doch auch schon erfahren. Wenn man nur oberflächlich liest, mag es einem entgehen, aber eigentlich wird das schon sehr deutlich, dass ich eine Frau bin. Falls Sie sich für die Sowjetunion interessieren, davon gibt es dort auch ein paar Fotos und Geschichten. ... link
arboretum,
Samstag, 22. September 2007, 02:11
Die sowjetische Bürokratie war übrigens berüchtigt.
Gibt es eigentlich noch das umständliche System beim Einkaufen? Man musste sich früher immer dreimal anstellen: Um sich die Ware zeigen und den Preis nennen zu lassen, an der Kasse, um zu bezahlen (und natürlich hatte die Kassiererin in schöner Regelmäßigkeit etwas besseres zu tun als zu kassieren, egal, wie lang die Schlange war), und dann ging es wieder zurück an den Ausgangspunkt, um den Kassenbon vorzuzeigen und das Gewünschte zu bekommen. Auch eine Art, den Tag herumzubringen. ... link
behere,
Samstag, 22. September 2007, 10:19
an wenigen Stelle hat das alte überlebt...
Also mir is das ganze bis jetzt in den 2 Monaten nur einmal passiert, dass ich erst erklären musste was ich wollte, dann den Bong holen und dann meinen Gegenstand abholen. Das is zu einem Großteil ausgestorben. Einkaufen kann man hier, zumindest in Moskau schon so wie in Berlin, wenn nicht sogar besser, weil die hier fast immer alle Kassen besetzt haben und man so kaum anstehen muss :)
Neben dem jetzt beschriebenen Typ(z.B. im Spar), der ja doch schon westlicher ist gibts auch noch die altbekannten "Produktui" in denen man sich zwar nicht selbst bedienen kann, aber an sonsten ist es ganau wie in Berlin, vielleicht mit ner Wurstteke zu vergleichen. Also fragen, was man will, dann bezahlen und bekommen. ... link
arboretum,
Samstag, 22. September 2007, 10:31
Mit dem Begriff Bong haben Sie mich eben doch etwas verwirrt - für einen kurzen Moment fragte ich mich, ob es denn wirklich so schlimm ist, dass man dafür schon die Wasserpfeife braucht, um ganz locker zu bleiben, und malte mir haufenweise bekiffte Kunden aus. ;-)
... link
behere,
Samstag, 22. September 2007, 18:08
ja ja, meine Rechtschreibung mal wieder :) Das G is natürlich zu viel. Aber lustig wär die Vorstellung schon...
Da bin ich vorhin noch nicht zu gekommen, weil wollte das Wetter hier ausschlachten und mal etwas aus der Stadt raus: Wo in deinem Blog sind denn Bilder oder Beiträge zur Sowjetunion? Ich hab das vor lauter Wald und Wiesenblog nicht so ganz mitbekommen. Auch hab ich nix gefunden, was wie ein Photoalbum aussieht. Vielleicht etwas versteckter in dem Urwald :).. ... link
arboretum,
Samstag, 22. September 2007, 20:55
Ich habe mich auch sehr amüsiert bei der Vorstellung. Nötiger hätten so ein Ding aber wohl eher die herumbrüllenden Sekretärinnen. :-)
Damit Sie den Wald vor lauter Bäumen wieder sehen, helfe ich Ihnen gerne mit zwei verschiedenen Links aus (die anderen Geschichten sind noch nicht geschrieben). Viel mehr Bilder und Geschichten gibt es aber beim Herrn homo sovieticus, den ich heute morgen entdeckte und gleich komplett durchgelesen habe. ... link
behere,
Samstag, 22. September 2007, 23:13
Oh ja, das wär auch mal ein Bild: Man betritt das Sekretariat und sieht die Angestellten Wasserpfeife rauchend in der Mitte sitzen :) Ich glaub ich würd mich vor Lachen nicht mehr einkriegen!!
Danke für die Links, ist sehr interessant zu lesen. ... link ... comment |
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